Schulterklopfer auf Knopfdruck

Heute schon gelobt worden? Auf ins Fachwerk

Bundesweit macht das Schweizer Dörfchen Mettauertal (2000 Einwohner) Schlagzeilen: In dem Ort im Aargau, unweit der deutschen Grenze, gibt es Lob und Anerkennung auf Knopfdruck. Der „Schulterklopfautomat“, der dort in einer alten Telefonzelle untergebracht ist, sei weltweit einzigartig. Heißt es. Doch das können die Fachwerker so nicht stehen lassen. So etwas gibt es auch bei uns – selbst wenn hier noch mechanisch gearbeitet wird.

Denn tatsächlich gibt es im Fachwerk 1775 auch eine „Schulterklopf-Maschine“, unter die sich gerne jeder stellen darf, der ins Haus kommt. Seit Jahren hängt an einem der alten Dielen-Balken aus dem Jahr 1775 eine Apparatur, mit der ein hölzerener Arm in Bewegung gesetzt wird.

Der klopft per Bändchenzug aufmunternd auf die Schulter und würdigt alles, was oft als Selbstverständlichkeit hingenommen wird. Das Ganze geht zurück auf ein geflügeltes Wort, das der verstorbene Mitinitiator des Fachwerk-Förderkreises Heinrich Ahringhoff immer wieder gern in die Runde warf, wenn bei Besprechungen gute Ideen und Lösungen gefunden waren: „Jetzt stellen wir uns mal in der Runde auf, und jeder klopft seinem Vordermann auf die Schulter.“

Solche Sätze setzten bei Alfred Eck (gest. 2024), ebenfalls Mitglied im Förderkreis und im Heimatverein, den Erfindergeist in Bewegung. In seiner professionell ausgestatteten Hobby-Tischlerei tüfftelte der „Holzwurm“ gern so lange herum, bis er kreative Lösungen gefunden hatte – auch für etwas, was es eigentlich gar nicht gibt.

Denn nicht umsonst hängt neben der Schulterklopf-Maschine im Fachwerk 1775 die „Sponsoren-Rolle“. Würdigen andere Einrichtungen ihre Geldgeber in einer ausgehängten Liste an der Wand, werden sie in Wellingholzhausen mit Schwung ins rechte Licht gerückt: Alfred Eck hat eine Konstruktion ähnlich einer Lostrommel gebaut. Darauf sind auf Holzplaketten sämtliche Namen derer angebracht, die vor 13 Jahren das Portemonnaie geöffnet haben, um das halb verfallene Denkmal zu einem Ort der Begegnung umzubauen.

Das ungewöhnliche Gerät fordert geradezu dazu auf, ein wenig daran zu drehen – und dabei leuchtet dann unverhofft eine Lichtleiste auf, die die Gönner des Hauses in Szene setzt. Öffentliche Institutionen gehören genauso dazu wie heimische Unternehmen. Aber ein großformatiges Schild ist einer anderen Gruppe gewidmet: „Alle die mit Herz und Hand ihren Beitrag geleistet haben“ steht darauf.

Denn: Ohne Ehrenamt wäre dieses Haus nie (um-)gebaut worden und vor allem nicht bis heute ein so lebendiger Ort – auch wenn es hier wegen Corona zuletzt ungewollt still war. Menschen wie diesen ist auch die Schulterklopf-Maschine besonders gewidmet. Denn sie hören für ihr großes, oft stilles Engagement meist nur selten ein „Danke“ oder ein „Gut gemacht!“
In der Schweizer Variante der automatischen Belobigung erklingt per Touchscreen-Sensor Jubelgeschrei aus dem Lautsprecher. Der Wohltäter kann ein Selfie bei Facebook hochladen. Online vernetzt ist das mechanische Pendant in Welling nicht. Aber es ist ja auch ganz schön, wenn ein Zweiter aktiv den hölzernen Arm bedient und dabei dann ein persönliches Danke ausspricht.